Fritz Pröll, gezeichnet von einem Mithäftling - © Archiv Pröll
Fritz Pröll, gezeichnet von einem Mithäftling - © Archiv Pröll

Kurzbiografie

Fritz Pröll

Fritz Pröll war Metallarbeiter aus Augsburg.

Er schloss sich 1934 der "Rote Hilfe" in Augsburg an. Sie sammelten in Augsburg Geld für Familien von inhaftierten Verfolgten des NS-Regimes. Bei einer Übergabe von fünf Reichsmark wurde Pröll von der GESTAPO Augsburg verhaftet. Fritz Pröll war 19 Jahre alt.

Damals galt man in diesem Alter noch als Jugendlicher.

Er erhielt wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" die höchste Jugendstrafe der damaligen Zeit: drei Jahre Einzelhaft.

Fritz Pröll verbüßte seine Strafe von 1934 bis 1937 im Zuchthaus Landsberg am Lech.

Dann wurde er für einen Tag entlassen.

"Die Familie freute sich sehr, dass sie Fritz Pröll wieder in die Arme schließen konnte."
Am nächsten Tag wurde er von der GESTAPO Augsburg wieder verhaftet und ohne Urteil in das KZ Dachau verschoben.

Als "Wiederholungstäter" kam er umgehend in die dortige Strafkompanie.
Fritz Pröll wurde 1939 vom KZ Dachau in das KZ Buchenwald überstellt. Dort traf er seinen Bruder Josef Pröll.

Beide wurden Mitglied der dortigen internationalen Widerstandsgruppe.

Fritz und Josef Pröll wurden 1942, zusammen mit etwa 400 weiteren Häftlingen, in das KZ Natzweiler-Struthof in Frankreich verlegt. In Viehwaggons waren sie etwa drei Tage unterwegs.

Der Transport ist als "Nacht- und Nebeltransport" in den Unterlagen gekennzeichnet.

Die beiden trugen in ihren Papieren die Stempel "RU" (Rückkehr unerwünscht).

Die deutschen Häftlinge hatten die Aufgabe, das KZ Natzweiler aufzubauen.

Plan der SS war es, die Häftlinge anschließend alle umzubringen. Dies wurde durch eine raffiniert durchgeführte Aktion der Résistance vereitelt - allen Häftlingen wurde dadurch zunächst das Leben gerettet.

Fritz Pröll verliebte sich im KZ Natzweiler in ein jüdisches Mädchen.

Die beiden begegneten sich mehrmals - die Liebe blieb den Umständen entsprechend "platonisch".

Zu dieser Zeit war Josef Kramer aus Augsburg Lagerkommandant im KZ Natzweiler. Das pathologische Institut in Straßburg brauchte menschliche Skelette für seine Forschungsarbeiten, bzw. Fortbildungsmöglichkeiten der Ärzte. Junge Frauen aus Natzweiler wurden dafür ermordet. Auch die etwa 28-jährige Frau, in die sich Fritz Pröll verliebt hatte, kam dabei ums Leben.

Am 14. Dezember 1943 wurden Fritz und Josef Pröll zurück in das KZ Buchenwald überstellt.

Während Josef Pröll im KZ Buchenwald blieb, wurde Fritz Pröll weiter in das Arbeitslager "Dora" verlegt, das zu dieser Zeit noch ein Außenlager des KZ Buchenwald war.

In unterirdischen Stollen schufteten tausend Häftlinge aus vielen Nationen Europas unter inhumanen Arbeits- und Lebensbedingungen, um Hitlers "Vergewaltigungswaffen", die V1 und V2, zu produzieren.

Fritz Pröll arbeitete dort als Schreiber im Krankenrevier.

Auch wegen seiner guten Sprachkenntnisse liefen bei ihm alle wichtigen Informationen der internationalen Widerstandsgruppe zusammen. Dort traf Fritz auch auf die Widerständler Albert Kuntz, Georg Thomas, Ludwig Szymczak, Otto Runki, Christian Behan, Heinz Schneider, den Sozialdemokraten August Kroneberg, den tschechoslowakischen Arzt und Kommunisten Jan Cespiva, den sowjetischen Fliegerhauptmann Jelowoj aus Odessa, der unter dem falschen Namen Simeon Grinko in Dora war, sowie polnische, französische und holländische Widerstandskämpfer.

Durch Sabotage gelang es den Häftlingen des Lagerwiderstandes, einen Teil der Raketen funktionsunfähig zu machen.

Bei einem Drittel der 1944 abgefeuerten Raketen versagten die Triebwerke. Von den insgesamt eingesetzten 10.800 V2-Raketen explodierten mehr als die Hälfte noch beim Anflug in der Luft.

Der SS-Oberscharführer Ernst Sander und Oberst Eichhorn wurden speziell dafür eingesetzt, die vermutete Sabotagegruppe dingfest zu machen.

Als am 18. November 1944 die Wehrmacht zwei ganze Güterzüge mit V-Raketen zurückschickte ("Unbrauchbar, Sabotage"), wurden dutzende Gefangene auf Verdacht gefoltert und erhängt.

Fritz Pröll beschäftigte sich während seiner langen Haftzeit mit Medizin, so konnte er im KZ Mittelbau-Dora mithelfen, vielen gefolterten Häftlingen das Leben zu retten.

Um unter Folter die Mitglieder des Lagerwiderstandes nicht zu verraten, nahm sich Fritz schließlich am 22. November 1944 mit einer Giftspritze das Leben.

Er wurde 29 Jahre alt, von denen er 10 Jahre in Haft, Kerkern und Konzentrationslagern zubrachte.

 

Fritz schrieb in seinem Abschiedsbrief:

Gefängnis Landsberg - 3 Jahre Einzelhaft | Fritz bekamt die längste Jugendstrafe der damaligen Zeit. Mit 21 Jahren war man volljährig. Fritz war bei seiner Verhaftung 19 Jahre alt.
Gefängnis Landsberg - 3 Jahre Einzelhaft | Fritz bekamt die längste Jugendstrafe der damaligen Zeit. Mit 21 Jahren war man volljährig. Fritz war bei seiner Verhaftung 19 Jahre alt.
KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora | Insgasamt war Fritz 10 Jahre im Gefängnis und in den Konzentrationsalgern Dachau, Natzweiler, Buchenwald und in Mittelbau-Dora. Er war Mitglied der Int. Widerstandsorganisation und war im Krankenbau des KZ-Mittelbau Dora.
KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora | Insgasamt war Fritz 10 Jahre im Gefängnis und in den Konzentrationsalgern Dachau, Natzweiler, Buchenwald und in Mittelbau-Dora. Er war Mitglied der Int. Widerstandsorganisation und war im Krankenbau des KZ-Mittelbau Dora.
Rechts neben dem Kramatorium ist ein Aschegrab. Auch Fritz wurde hier verbrannt. Die Widerstandsgruppe wurde enttarnt. Vor der Folter nahm sich Fritz Pröll das Leben. Er hatte Angst andere zu Verraten.
Rechts neben dem Kramatorium ist ein Aschegrab. Auch Fritz wurde hier verbrannt. Die Widerstandsgruppe wurde enttarnt. Vor der Folter nahm sich Fritz Pröll das Leben. Er hatte Angst andere zu Verraten.
Die internationale Widerstandsgruppe wurde enttarnt. Dr. Jan Jespiva aus der Tschechoslowakei (1944) überlebte als einziger Häftling die Folter.
Die internationale Widerstandsgruppe wurde enttarnt. Dr. Jan Jespiva aus der Tschechoslowakei (1944) überlebte als einziger Häftling die Folter.

"Meine Lieben!
Zu Beginn meiner schwersten Stunde empfangt meinen geschwisterlichen Gruß.

Ruhig und zufrieden, frei von jeder Furcht vor dem Tode, habe ich mich entschlossen zu sterben.

Mein letzter Wunsch:

Pflegt das Grab meiner unvergesslichen Mutti und seid alle umarmt und tausendmal geküsst; ich war treu und tapfer bis in den Tod.

Lebt wohl! Centa, Maria, Erika und Liselotte und Rudi.

Euer Fritz

Literatur

  • Gernot Römer: "Für die Vergessenen: KZ-Außenlager in Schwaben; Schwaben in Konzentrationslagern. - Augsburg: Presse-Dr., 1984